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Wirtschaftsrecht vs. Jura Studium: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Jura oder Wirtschaftsjura – Hauptsache, etwas mit Jura, oder? Doch wo genau liegen eigentlich die Unterschiede zwischen einem Wirtschaftsrecht und einem Jura Studium? Und gibt es Gemeinsamkeiten? Wir sagen es dir.

Oft liest man, dass Wirtschaftsrecht nichts Halbes und nichts Ganzes sei. Dass das nicht stimmt, haben wir in unserem gleichnamigen Artikel herausgestellt. Wirtschaftsjuristen sind mittlerweile eine eigenständige Berufsgruppe und der Studiengang hat definitiv seine Existenzberechtigung. Bevor du dich zwischen Wirtschaftsrecht und Jura entscheidest, solltest du dich allerdings über die Unterschiede der beiden Studiengänge informieren.

Wirtschaftsrecht vs. Jura - alles Recht?

Welche Unterschiede gibt es zwischen Jura und Wirtschaftsrecht?

Verschiedene Berufsfelder

Die Tätigkeitsfelder von Wirtschaftsjuristen und Volljuristen (also Absolventen eines Rechtswissenschaften Studiums) weisen zwar einige Überschneidungen auf, unterscheiden sich jedoch auch teilweise. Als Wirtschaftsjurist kommt man eher in Unternehmen zum Einsatz, wobei "Business Law" oft als Sprungbrett in Unternehmensberatungen oder Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften genutzt wird. Aufgrund des breiten betriebswirtschaftlichen Wissens beschränkt man sich dabei nicht nur auf rechtliche Fragestellungen, sondern findet eine ganze Bandbreite an Jobmöglichkeiten.

Für Volljuristen öffnen sich noch ganz andere berufliche Möglichkeiten, die für Wirtschaftsjuristen verschlossen bleiben: Nach erfolgreichem Abschluss des ersten und zweiten Staatsexamens können Juristen als Anwalt oder Notar tätig sein und sowohl in Unternehmen und Kanzleien arbeiten oder sich selbstständig machen. Auch der Staatsdienst lockt mit prestigeträchtigen Tätigkeiten und einem sicheren Beamtenverhältnis als Richter oder Staatsanwalt.

Verschiedene Zugangsvoraussetzungen

Ein großer Unterschied liegt in den Voraussetzungen, die man mitbringen muss, um Jura oder Wirtschaftsrecht zu studieren. Jura/Rechtswissenschaften ist ein Studiengang, den man ausschließlich an Universitäten und dementsprechend nur mit Abitur studieren kann. Wirtschaftsrecht hingegen wird auch von zahlreichen Fachhochschulen angeboten. Hier reicht die Fachhochschulreife als Voraussetzung, oft ist sogar auch Studieren ohne Abitur (mit dementsprechender Berufserfahrung) möglich.

Unterschiedliche Studieninhalte

Oft wird behauptet, Wirtschaftsrecht sei nur "Jura light". Das Vorurteil wird davon abgeleitet, dass Absolventen eines Wirtschaftsrecht Studiums nicht als Richter oder Anwälte arbeiten können. Dass damit aber einhergeht, dass man weniger Wissen von Gesetzen, Verordnungen & Co. hat, ist eine falsche Schlussfolgerung.

"Die rechtliche Ausbildung bei Wirtschaftsrecht ist in den relevanten Bereichen sehr fundiert und manche Bereiche, wie z.B. Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Vertragsgestaltung, sind ausführlicher behandelt als an vielen Unis",

sagt Prof. Dr. Eduard Zenz, ehemaliger Direktor des Instituts für Wirtschaftsrecht der Leuphana Universität Lüneburg. Sicherlich gibt es in einigen juristischen Gebieten keine bzw. weniger ausführlich gelehrte Inhalte, doch Teilnehmer eines Wirtschaftsrecht Studium fokussieren sich schließlich auf den Bereich Wirtschaft, womit bewusst Bereiche wie Strafrecht oder Menschenrecht ausgelassen werden.

Praxisbezug

Ein Jura Studium ist sehr theoretisch. Zwar werden die Inhalte mit Hilfe anschaulicher Beispiele verständlich dargestellt, dennoch ist das Wirtschaftsrecht Studium durch den direkten Bezug zur Wirtschaft deutlich praxisnaher. Projekte mit Unternehmen und Praktika im Studium sind keine Seltenheit. Vor allem an Fachhochschulen und privaten Einrichtungen stammen die Dozenten meistens selbst direkt aus der Praxis.

Aus den vielfältigen Wechselbezügen von Recht und Ökonomie wird in Wirtschaftsrecht-Studiengängen eine interdisziplinäre Verknüpfung des Lehrstoffes. So erhalten die Studierenden das Beste aus beiden Welten – sei es inhaltlich oder auch methodisch. Damit wird sowohl der "rechtsblinde" Betriebswirt als auch der kaufmännisch unbedarfte Jurist vermieden, dessen Lösungsvorschläge vielleicht rechtsdogmatisch überzeugen, aber an der wirtschaftlichen Realität scheitern.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Jura und Wirtschaftsrecht?

Disziplin beim Lernen

Egal ob Wirtschaftsrecht oder Jura Studium: In beiden Fällen sollten Teilnehmer echtes Interesse an juristischen Sachverhalten mitbringen. Die Lerninhalte sind teilweise einfach etwas "trockener" und nicht immer leicht verständlich. Dazu gehört, dass Studierende regelmäßig viel lesen und lernen müssen bzw. wissen, in welchem Gesetzesbuch der entsprechende Paragraph zu finden ist. Schließlich ist das Ziel der verschiedenen Vorlesungen, dass die Studierenden komplexe juristische Sachverhalte richtig bewerten und analysieren können und zu einer richtigen Entscheidung kommen. Und das trifft sowohl bei Jura zu als auch bei Wirtschaftsrecht zu.

Ähnliche Arbeitsabläufe

Auch im Arbeitsleben gibt es Überschneidungen. Wirtschaftsjuristen und Volljuristen sind oft an wichtigen Entscheidungen im Unternehmen beteiligt, teilweise sogar gemeinsam im Team. Sie bereiten Verträge vor, verhandeln mit Lieferanten und Abnehmern oder unterstützen z.B. die Personalabteilung bei der Erstellung von Arbeitsverträgen. Zudem sind sie Ansprechpartner für viele weitere Bereiche eines Unternehmens, die eine juristische Fragestellung klären müssen.

Hochschulen, die ein Wirtschaftsrecht Studium anbieten

Du möchtest Wirtschaftsrecht studieren? In unserer Hochschuldatenbank findest du alle Universitäten, die den Studiengang anbieten.

Die Studieninhalte im direkten Vergleich

Bei der Entscheidung für den richtigen Studiengang spielen die Inhalte des jeweiligen Studiums meist eine ausschlaggebende Rolle, weswegen wir dir im Folgenden die rechtlichen Themen des Wirtschaftsrecht sowie des Jura Studiums auflisten möchten.

Hinweis: Informiere dich dennoch bei der Hochschule deiner Wahl über die jeweiligen Studieninhalte, um sicher zu gehen, dass diese tatsächlich angeboten werden.

Wirtschaftsrecht Studium

  • Arbeitsrecht und Personalmanagement
  • Versicherungsrecht
  • Vertragsrecht und -gestaltung
  • Wettbewerbs- und Kartellrecht
  • Wirtschaftsstrafrecht
  • Insolvenzrecht
  • Handels- und Gesellschaftsrecht

Jura Studium

  • Arbeitsrecht
  • Europarecht
  • Vertragsrecht
  • Grundrechte
  • Strafrecht
  • Zivilprozessrecht
  • Verwaltungsrecht

Fazit: Jura Studium oder Wirtschaftsrecht Studium?

Es ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, sich zwischen den beiden Studiengängen zu entscheiden. Für Jura spricht, dass Absolventen nach den Staatsexamen Berufe wie Anwalt, Staatsanwalt oder Richter ausüben können, die für Wirtschaftsjuristen verschlossen bleiben. Allerdings ist dafür ein sehr langes und lernintensives Studium inkl. vieler Prüfungen mit hohen Durchfallquoten nötig. Absolventen eines Wirtschaftsrecht Studiums studieren kürzer (die Regelstudienzeit für den Bachelor of Laws liegt bei 6 - 7 Semestern) und können somit früher ins Berufsleben starten. Allerdings sind sie meist auf Unternehmensseite und seltener in Anwaltskanzleien zu finden. Vor Gericht dürfen sie zwar als Kläger für das Unternehmen, aber nicht als Anwalt auftreten.

Augen auf bei der Studienwahl!

Wer sich zwischen einem Jura und Wirtschaftsrecht Studium entscheiden möchte, ist gut beraten, sich die verschiedenen Arbeitsfelder anzusehen - beispielsweise durch Gespräche mit in diesen Berufen arbeitenden Personen. Haben die Eltern Anwälte im Freundeskreis? Oder sind die Eltern deiner Mitschüler Juristen? Hier kann man sich gut informieren! Zudem ist es wichtig, "in sich hineinzuhorchen", ob man eher von einer Karriere als Anwalt oder in der Wirtschaft träumt.

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